Einsiedelmann ist nicht zu Haus’, dieweil es Zeit zu mähen.
Ich seh’ ihn an der Halde drauß’ bei einer Schnitt’rin stehen.
Verfahr’ner Schüler Stoßgebet heißt: Herr, gib uns zu trinken!
Doch wer bei schöner Schnitt’rin steht, dem mag man lange winken …

Einsiedel, das war missgetan, dass du dich hubst von hinnen!
Es liegt, ich seh’s dem Keller an, ein guter Jahrgang drinnen.
Hoiho, die Pforten brech’ ich ein und trinke, was ich finde.
Du heil’ger Veit von Staffelstein verzeih mir Durst und Sünde …

Auszug aus dem „Frankenlied“ von Joseph Victor von Scheffel (1826 – 1886). Den Text schrieb er 1859. Die Melodie komponierte Valentin Eduard Becker im Jahr 1861 – Mehr dazu mit dem kompletten Liedtext … Von Scheffel besuchte mehrmals den Staffelberg und die Klause. Der besungene Einsiedelmann war Ivo Hennemann (* 26. Februar 1824 in Oberleiterbach, Oberfranken, als Johann Hennemann; † 11. September 1900 in Oberleiterbach). Siehe auch Fotoausschnitt in der oberen Leiste mit Ivo vor der wuchtigen Bergkulisse.

Links: Stahlstich von A. H. Payne nach G. Dow um 1840.

Mit dieser Website möchte ich Ivo Hennemann und den nachfolgenden drei Eremiten ein kleines digitales Denkmal setzen. Es war noch die Frühzeit der Fotografie, dennoch gibt es bemerkenswert viele visuelle Dokumente aus dieser Epoche. Eine große Anzahl gescannter originaler Fotos und Ansichtskarten aus meiner Sammlung sind in Blätterdateien bei den jeweiligen Unterabschnitten eingebaut. Die colorierten Bilder sind original übernommen worden. So entstand ein bunter Bilderbogen rund um den Staffelberg. Wenn man überlegt, dass Ivo bereits vor 123 Jahren verstarb, dann ist es umso bemerkenswerter, dass man sich noch gerne an ihn erinnert. So zum Beispiel, indem man Schulen oder Straßen nach ihm benannt hat. Selbst eine von 1870 bis 1965 existierende Brauerei in Oberleiterbach trug seinen Namen.

Eine Frage stellte sich mir schon: Was treibt Menschen dazu, sich freiwillig in die Einsamkeit zu begeben? Als Eremiten zum Beispiel (altgriechisch ἐρημίτης eremítēs „Wüstenbewohner“, deutsch auch „Einsiedler“; von ἔρημος érēmos „unbewohnt, Wüste“). Abgeschieden, ohne mit keinen oder zeitweise nur wenigen Menschen zusammen sein zu wollen? Dennoch mussten sie mit dem „Segen“ von Kirche und Staat für ihr Auskommen sorgen, bewirteten Besucher in einer bescheidenen Klause mit Wegzehrung und Getränken, verkauften Ansichtskarten usw. Sicher muss man dazu quasi geboren sein oder sich aus einem prägenden Ereignis im Leben in die Einsamkeit begeben. Fast immer wurzelte die Ursache jedoch im intensiven christlichen Glauben, angelehnt an biblische Beispiele. Der bekannteste Einsiedler war neben dem heiligen Antonius dem Großen wohl Johannes der Täufer (Markus, Kapitel 1, Vers 4-6 – „So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.“).

Direktlink zu allen vier beschriebenen Eremiten …

Die kirchengeschichtlichen Wurzeln der Einsiedelei reichen viele Jahrhunderte zurück. Oder noch viel länger, siehe bei Johannes dem Täufer. Wer sich ausführlich darüber informieren möchte, empfehle ich den gut recherchierten Artikel in Wikipedia.